BildungsprogrammZumindest kommt es mir so vor, aber lasst mich mal von Anfang an erzählen. Ich gehöre, trotz aller digitalen Errungenschaften, trotz meiner Überzeugung im 21ten Jahrhundert angekommen zu sein, zu den Menschen, deren Bücherregal größer ist als ihr Fernseher. Sogar sehr viel größer, denn mein Bildschirm hat gerade mal 15 Zoll und mein Bücherregal misst etliche Quadratmeter.

Ich mag Bücher. Kleine Bücher, große Bücher, alte Bücher, neue Bücher – egal. Ich mag die haptische Wahrnehmung, den Geruch (meistens) und die Optik. Ich habe Romane, Fachbücher, Sachbücher, Lehrbücher, Wanderbücher und Bücher bei denen mir keine Kategorie einfällt. Manchmal muss ich mich aus Platzgründen von einigen Büchern trennen. Das kann über verkaufen, verschenken, BookCrossing – oder auch mal ein öffentliches Bücherregal sein, die letzten beiden lassen sich gut kombinieren.

Also registriere und sortiere ich meine Schätze und fahre zum nächsten öffentlichen Bücherschrank und stelle dort die Bücher in homöopathischen Dosen ein, ich will ja nicht das etwas überquillt. Da der Platzmangel diesmal sehr akut ist, habe ich die letzten Wochen ein paar mehr Fahrten unternommen. Um so mehr verwunderte mich, das alle meine Bücher den Bücherschrank schon wieder verlassen hatten und trotzdem niemand auch nur ein einziges Buch bei BookCrossing geloggt hatte.

Heute habe ich mir den Inhalt des Bücherschranks mal etwas genauer angesehen. Die enthaltene “Literatur” als seicht zu bezeichnen ist schon beinahe vermessen. Zudem wundere ich mich immer noch wo man sich überall verlieben kann, ob nun am Meer, in den Bergen, in Städten, aber viel mehr wundert mich wie viel man über dieses Thema schreiben kann. Keines der enthaltenen Bücher – Grundschüler mal ausgenommen – dient der Weiterbildung. Noch nicht einmal Klassiker der Literatur, geschweige den etwas Lehrreiches.

Mich beschleicht das Grauen! Dieser Bücherschrank wird von jemandem “betreut” und dieser jemand achtet tagein tagaus penibel darauf alle Besucher dieses Bücherschranks zuverlässig vor Bildung zu schützen. Mir stellt es die Nackenhaare auf wenn ich mir vorstelle wie meine wundervollen Bücher in eine herbeigeschaffte Altpapiertonne wandern, während der dreihundertste Liebesroman sorgfältig eingeräumt wird.

Ich befürchte heute Nacht an Albträumen zu leiden, in denen ein riesiges, papiertonnenfarbenes Monster vor dem Bücherschrank sitzt und zornerfüllt jeglichen geistig belebenden Text aus den Büchern saugt und diesen gierig verschlingt, während es gleichzeitig das ausscheidet, was zurückbleibt…

In jedem Fall werde ich meine Büchertauschplätze in Zukunft sorgfältiger wählen.